Der „k. u. k. Sehnsuchtsort Bad Gastein“ hat zwei Dimensionen: Zum einen ist die Atmosphäre des Kaiserbades und des mondänen Kurbetriebs in Hotelpalästen konzentriert spürbar, zum anderen schwingt vielleicht nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei den Menschen am Wasserfall die Sehnsucht nach der Zeit der Kronen und Komtessen nach. Jedenfalls: Der Kurort im Hochgebirge vermeidet die Horizontale. Dramatisch türmen sich Hotels und Felsen auf und ebenso vertikal verlaufen die Ausschläge der Geschichte, die hier nur „ganz oben“ oder „ganz unten“, keinesfalls aber „mittelmäßig“ kennt. Nirgendwo sonst in Zentraleuropa ist das Kurgeschehen aber in eine atemberaubendere Kulisse eingebettet. Dreitausender rücken an die Thermen und Hotels heran. Während andernorts die Vorhänge zugezogen werden, beginnt in Gastein ein Nachtleben, das diesen Namen auch verdient. Urbanität, Kreativität und ein Schuss Nonchalance sind zentrale Qualitäten Gasteins, die im 19. Jahrhundert ihren Ursprung haben und nach einem Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf von einer jungen Generation an Gästen wie Hoteliers und Gastronomen wieder entdeckt und neu interpretiert werden.