"Das turbulente Leben der Galaxien – in stetiger Wechselwirkung mit der Umgebung"

Technische Hochschule Rosenheim

Die Veranstaltung

Prof. Dr. Gerhard Hensler, Universität Wien: "Das turbulente Leben der Galaxien - in stetiger Wechselwirkung mit der Umgebung"

Raum: B 0.23

Galaxien wie unsere Milchstraße wurden lange Zeit als „ruhige“ Sterneninseln im Universum interpretiert. Die Entwicklung moderner Teleskope über die letzten Jahrzehnte, bodengebunden und in Orbits um die Erde, und von Detektoren im gesamten Bereich der elektromagnetischen Strahlung haben dieses Bild nicht nur mit Details der Zusammensetzung der Galaxien an Sternen und Gas erweitert, sondern ein grundsätzlich anderes von ihrer Entwicklung entstehen lassen:
Das Universum expandiert nicht nur in Raum und Zeit. Die Gravitation seiner Materie hält  Galaxien in ständiger Bewegung  und führt durch die gegenseitige Anziehung zu ihren Ansammlungen in Gruppen und Haufen und zu Galaxien-Zusammenstößen. Dadurch entwickeln sie sich seit ihrer Entstehung dynamisch und werden durch ihre Umgebung essenziell beeinflusst. Ebenso werden kleine sogenannte Satellitengalaxien von den großen „geschluckt“, und ständiger Gaseinfall lässt Galaxien wachsen und „füttert“ die Entstehung neuer Sterne. Durch ihre Bewegung im intergalaktischen Gas verspüren Galaxien auch einen „Gegenwind“, der Gas heraus treibt, was besonders in Galaxienhaufen die Morphologie von Galaxien verändert.  
Wir beobachten diese Prozesse nicht nur bei unserer Milchstraße und heute im nahen Universum, sondern durch die Zeitverschiebung im „Rückblick“ auf entfernte Galaxien auch in der Vergangenheit bis zurück ins ganz frühe Universum. Jüngste Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop, dem Nachfolger des Hubble-Teleskops, zeigen uns sogar, dass Galaxien früher entstehen als bisher angenommen und sich seitdem schneller und  turbulent entwickeln. Außerdem soll nach unserer Erkenntnis die Masse von Galaxien durch eine unsichtbare, nur gravitativ wirkende Komponente, Dunkle Materie genannt, dominiert werden, was aber gerade in kleinen Galaxien viele ungelöste Probleme aufwirft.
In diesem Vortrag werden wir uns die verschiedenen Prozesse genauer ansehen, die das mehr oder weniger turbulente „Leben“ einer Galaxie bestimmen.  
Gerhard Hensler ist emeritierter Professor für Astrophysik an der Universität Wien. Er promovierte über Akkretionsscheiben in Doppelsternsystemen an der Universität Göttingen, habilitierte an der Ludwig-Maximillians-Universität München über das Interstellare Medium und widmete sich als Assistenzprofessor zunehmend der Galaxienentwicklung. 1993 nahm er einen Ruf der Universität Kiel und 2003 der Universität Wien für die Professur für theoretische Astrophysik an. In Wien gelang es ihm, den Beitritt Österreichs zur Europäischen Südsternwarte ESO ins Ziel zu bringen.
Aufgrund seiner weit gefächerten Expertise wurde Hensler für 12 Jahre zum Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewählt, wurde zum Mitglied des Fachbeirats des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung und der Kommission des deutschen Wissenschaftsrats für eine nationale Infrastruktur Roadmap berufen. International war er als Gutachter und Kommissionsmitglied für viele Forschungsorganisationen tätig, wurde mehrfach zu Vorträgen auf Tagungen und an internationalen Instituten sowie als Gastprofessor eingeladen.
Seit 2015 ist Prof. Hensler im sog. „Ruhestand“, der ihn aber nicht hindert, weiterhin Vorlesungen zu halten, Studenten zu betreuen, und Forschungsergebnisse mit internationalen KollegInnen zur Galaxienentwicklung und zum Interstellaren Medium zu publizieren. 2018 organisierte er in Wien die mit über 3000 TeilnehmerInnen größte Fachkonferenz der Internationalen Astronomischen Union IAU. Wir können uns auf ein galaktisches Feuerwerk mit Prof. Dr. Gerhard Hensler freuen.

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