Quelle | hubermedia GmbH |
Vortrag: Von der Oberpfalz bis nach Aichach. Verfolgungswege von Frauen im Nationalsozialismus
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Die Veranstaltung
Am 5. Juni 2025 um 18.30 Uhr gibt Jacoba Zapf Einblicke in die Geschichte der Frauen-Strafanstalt Aichach. Dabei stellt sie Biografien ehemals Inhaftierter vor und skizziert die Verfolgungswege von Frauen im Nationalsozialismus.In Aichach, nahe Augsburg, steht auch heute noch eines der größten Frauengefängnisse Deutsch-lands. Bereits im Jahr 1909 wird die Haftanstalt für Frauen eröffnet. Ab 1933 steigt die Zahl der Gefangenen an. Schnell ist die Haftanstalt überfüllt. Unzählige Häftlinge werden in der Zeit des Nationalsozialismus zwangssterilisiert, Hunderte in Konzentrationslager deportiert. Bei Kriegsende sind fast 2.000 Frauen in Aichach inhaftiert – darunter Frauen, die wegen Bettelei, Obdachlosigkeit, Schwangerschaftsabbruch oder Prostitution verurteilt wurden. Auch Oppositionelle, Jüdinnen, Sintezze, Romnja, Zwangsarbeiterinnen und „Sicherungsverwahrte“ sind in Aichach eingesperrt.Eine der Inhaftierten ist Margarete Obermeier. Sie wächst in einer Glasschleifer-Familie in Goldbach und Riglasreuth auf. Ihre Kindheit und Jugend sind von großer Armut geprägt. Ihr Vater verdingt sich als Tagelöhner in den zahlreichen Glasschleifen der Gegend. Auch die Mutter und die Geschwister müssen diese gesundheitsschädliche Arbeit leisten. Die Familie lebt auf engem Raum im Werksgebäude. Mit Anfang 20 verlässt Margarete die Oberpfalz und sucht ihr Glück in Städten wie Leipzig und Nürnberg. Als sie sich final in München niederlässt, ist sie 28 Jahre alt. Immer wieder wird sie wegen Prostitution und Diebstahls für wenige Tage inhaftiert. Gemeinsam mit anderen verkauft Margarete Diebesgut, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Jahr 1940 verurteilt sie das Landgericht München deswegen zu vier Jahren Zuchthaus. Die Polizei transportiert sie in die Frauen-Strafanstalt Aichach, später ist sie in den KZ Ravensbrück und Flossenbürg inhaftiert. Margarete überlebt und wird im Mai 1945 befreit. Gesundheitlich schwer angeschlagen kehrt sie in die Oberpfalz zurück.Die unrühmliche Geschichte der Haftanstalt Aichach selbst bleibt lange im Dunkeln. Das Netzwerk Frauenforum Aichach-Friedberg setzt sich bereits seit den 1990er Jahren für Frauenrechte und Gleichberechtigung ein. Mitte der 2010er Jahre richtet es den Blick auf die „vergessenen Frauen von Aichach“. Im Zuge dessen wird im Juni 2023 ein Erinnerungsort eröffnet. Jacoba Zapf ist eine der Initiatorinnen. In ihrem Vortrag berichtet sie von ihrer Arbeit. Dabei stellt sie einzelne Biografien vor und bettet sie in den Kontext der Verfolgung von Mädchen und Frauen im Nationalsozialismus ein.Der Vortrag findet im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 – 1945 – heute“ statt. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
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