Christopstraße 25, 86956 Schongau, Deutschland
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Frauentor
Quelle: Pfaffenwinkel - Natürlich Oberbayern!, Autor: Stadt Schongau
Beschreibung
Beim Frauentor handelt es sich um ein Tor in der historischen, noch fast vollständig erhaltenen Stadtmauer von Schongau. Es ermöglicht den Zugang zur Schongauer Altstadt aus Richtung Westen.
Audiokommentar zur Station 6, Frauentor
Auszug aus dem Audiokommentar von Oliver Pötzsch
Das Frauentor, durch das es hier vom Stadthügel hinunter in die Ebene geht, hieß zu Scharfrichter Kuisls Zeiten noch Kühtor, weil hier eben die Kühe der Stadtbauern auf die Weide getrieben wurden. Erbaut im 13. Jahrhundert ist es eines der ältesten Stadttore Schongaus. Im Inneren, wo eine Weinstube jeden Besuch lohnt, können die Mauern aus der Stadtgründungszeit noch besichtigt werden. Ich selber trinke hier übrigens auch gerne ein, zwei Schoppen.
Ganz in der Nähe wohnt in meinen Romanen übrigens die Hebamme Martha Stechlin, die im ersten Teil der Saga vom Scharfrichter peinlich befragt wird. Die Stadt beschuldigt Martha der Hexerei, der Pöbel hat ihr Haus auf den Kopf gestellt, die Fenster sind eingeschlagen, die Tür hängt schief in den Angeln. Mit ein wenig Fantasie können Sie das Haus sicher sehen. Und jetzt kommt eben auch Magdalena, die sich in der zerstörten Stube noch einmal umschaut. Sie wird dort eine wichtige Entdeckung machen, nämlich …
Heda, aufpassen! Nun wären wir beide fast von dem Karren überrollt worden, der eben durch das Tor rumpelt. Verdammte Rottfuhrleute, nehmen keine Rücksicht, der Henker sollte sie allesamt auspeitschen!
Sehen Sie im Torbogen das Bild mit der Schutzmantelmadonna? Die Madonna beschützt als Stadtpatronin die Bürger und die Festungsstadt Schongau, so wenigstens der Wunsch von Maler und Auftraggeber. Oft genug vergeblich, denn hier im Westen haben immer wieder die Österreicher und die Soldaten des Augsburger Fürstbischofs die Stadt berannt, zuletzt die Tiroler des Andreas Hofer im Jahre 1809.
Auf der anderen Seite der Mauer werden Sie zudem eine Marienstatue finden, gefertigt vom Bildhauer Johann Pöllandt, der auch Bürgermeister in Schongau war. Der Vergolder, so einen Beruf gab es damals, hieß übrigens Josef Felix Fronwieser. Mir hat Fronwieser so gut gefallen, dass ich Kuisls Schwiegersohn Simon auf diesen Namen getauft habe. Simon ist übrigens der einzige in der Familie Kuisl, den ich erfunden habe. Alle anderen, also Jakob, seine Frau Anna-Maria, die Henkerstochter Magdalena, aber auch die Zwillinge Georg und Barbara finden sich in den Schongauer Archiven.
Wenn Sie durch das Tor gehen, sollten Sie aufpassen, dass Sie rechtzeitig wieder zurück sind – nun, zumindest im 17. Jahrhundert. Früher wurden die Stadttore nämlich bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Für späte Zecher, wie den Scharfrichter Jakob Kuisl, gab es dann nur noch eine kleine Pforte, den sogenannten „Alten Einlass“, der heute Polizeidienerturm heißt.
Der Wachmann ließ sich den nächtlichen Durchgang gut bezahlen. Jakob Kuisl hat für solche Zwecke statt Geld gerne auch mal ein Tränklein dabei, etwas gegen den leidigen Husten oder auch ein sicheres Mittel für das brachliegende nächtliche Eheleben. Wenn alles nichts hilft, dann hat der Henker auch immer einen saftigen Fluch auf den Lippen. Das hat noch jeden Wachmann überzeugt.