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Ganeu Maisäß
Quelle: Montafon Tourismus GmbH, Autor: Markus Fessler-Jenny
Beschreibung
Ganeu Maisäss
Wandern im Montafon ist immer auch eine Zeitreise. Hier führen Wege Berghängen entlang, die von den Gletschern der letzten Eiszeit zugeschliffen wurden. Saumpfade erinnern hier an den alpenquerenden Handel, wie er im Mittelalter und der frühen Neuzeit seine Blüte hatte. Und hoch über Gaschurn öffnet sich ein einmaliges Zeitfenster zurück ins 16. Jahrhundert.
Einfach und schlicht muten die Scheunen und Wohnställe des Maisäss Ganeu an. Von den elf Gründungsbauten lassen sich aber deren fünf bereits im 16. Jahrhundert fassen, zwei Bauten dürften bereits um 1550 bestanden haben. Für alpine Verhältnisse ist dies eine Ewigkeit: Bei Ställen und Scheunen handelt es sich ja um Zweckbauten aus Holz und nicht um witterungsbeständige Steinbauten.
Warum aber haben sich diese Ställe und Scheunen so lange erhalten? Weil sie bis heute genutzt und damit auch unterhalten werden. Das Maisäss Ganeu ist heute noch in die traditionelle, dreistufige Landwirtschaft eingebunden. Diese Art der Landwirtschaft funktioniert nach einem saisonal bestimmten Modell: Im Winter sind die Nutztiere auf dem Bauernhof im Talgrund unten, im Sommer auf der Alp oben. Maisässe werden als Zwischenstufe jeweils im Frühling und Herbst genutzt.
Auf Ganeu auf 1400 Meter über Meer sieht man entsprechend von Ende Mai bis Ende Juni Kühe und Jungvieh grasen, danach werden die Jungtiere auf die Galtalpe, die Kühe auf die Melkalpe Garnera getrieben (1650 Meter). Von Mitte September bis Anfang Oktober ist das Vieh erneut auf der Maisässstufe Ganeu anzutreffen, danach wird es ins Tal hinabgetrieben.
Die dreistufige Landwirtschaft erlaubt somit eine optimale Nutzung der höhenbedingt unterschiedlichen Vegetationsstände. Da diese Form der Landwirtschaft aber zeitintensiv und anstrengend ist, wird sie zusehends aufgegeben. Die Folge ist, dass Maisässe und Alpen verbuschen und Jahrhunderte alte alpine Kulturlandschaften verschwinden. Im Fall des Maisässes Ganeu ist dies anders. Hier wird die Kulturlandschaft gepflegt, und hier hat sich sogar die älteste Doppelscheune des Montafons überhaupt erhalten. Sie stammt aus dem Jahr 1552.