Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, 86956 Schongau, Deutschland
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Grabmahl von Johann Lechner
Quelle: Pfaffenwinkel - Natürlich Oberbayern!, Autor: Stadt Schongau
Beschreibung
Audiokommentar zur Station 10: Grabmahl von Johann Lechner
Auszug aus dem Audiokommentar von Oliver Pätzsch
Viele meiner Romanfiguren hat es tatsächlich gegeben. Dazu gehört auch der Schongauer Gerichtsschreiber Johann Lechner, vor dessen Grabmal Sie nun stehen. Er lebte im 17. Jahrhundert und war bis zu seinem Tode 1690 eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Stadt.
In meinen Büchern ist Johann Lechner so etwas wie der heimliche Herrscher, ein eiskalter, jedoch sehr kluger Machtpolitiker, für den das Wohl Schongaus immer an erster Stelle steht. Es gibt übrigens ein Vorbild für „meinen“ Lechner. Das ist der Patrizier Lord Vetinari aus der Fantasy-Bestseller-Reihe „Scheibenwelt“ von Terry Pratchett. Ich denke, Autoren lassen sich immer von anderen Romanfiguren inspirieren, keiner schreibt im luftleeren Raum. Und Sie dürfen gerne raten, welche Figuren Jakob und Simon Pate standen. Ich werde es hier aber nicht verraten …
Die Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt sah zu Kuisls Zeiten noch anders aus, sie wurde mehrmals umgebaut, zuletzt arbeitete auch der Baumeister der berühmten Wieskirche Dominikus Zimmermann mit.
Im November 1667 stürzte der Turm samt den fünf Glocken ein, als sich gerade über hundert Schongauer in der Kirche befanden. Die Witwe Regina Reichhartin wurde von den herabfallenden Trümmern erschlagen, nach der verschütteten Monstranz grub man drei Tage und drei Nächte. Die nachfolgenden Bauarbeiten, die bis 1674 andauerten, sind Thema im Band „Die Henkerstochter und das Spiel des Todes“. In Schongau wurde dieser Roman, ebenso wie der erste Band, als großes Freilichttheaterstück aufgeführt.
Sehen Sie Magdalenas Schwester Barbara, wie sie eben mit ihrem Neffen Paul an den Mörtelsäcken und Ziegeln vorbei in die Kirche schleicht?
Gemeinsam belauschen sie ein Gespräch von Bürgermeister Buchner mit dem Arzt Melchior Ransmayer – jener schmierige Doktor, der Barbara fast vergewaltigt hätte. Es geht um irgendein Komplott, in das auch der Bürgermeister verwickelt zu sein scheint. Die Kuisls werden ertappt, und Barbara muss ihre Neugier am Ende des Romans fast mit dem Leben bezahlen.
Früher befand sich ringsum die Kirche ein Friedhof. Der jetzt noch existierende Sebastiansfriedhof, einst Gottesacker und heute Stadtfriedhof genannt, am inneren Rande der Stadtmauer, wurde bereits 1526 errichtet. Er stammt also noch aus den Zeiten der Pest-Epidemien, als der alte Kirchhof bei der Stadtpfarrkirche nicht mehr ausreichte.