Kaufbeuren Marketing - Tourist Information

Die Heilige Crescentia leitete im 18. Jahrhundert das örtliche Kloster, das heutige Crescentiakloster. Sie galt als aufmerksame Zuhörerin und besaß die Gabe, sich in ihre Mitmenschen hineinversetzen zu können. Gleichzeitig verfügte die Franziskanerin über einen scharfen Verstand und ein kritisches Urteilsvermögen. Das machte sie zu einer klugen Ratgeberin, die sich nicht scheute, Probleme zu benennen. Daher vertrauten auch bedeutende Persönlichkeiten ihren Ratschlägen. Unmittelbar mit ihrem Tod setzte ein Strom von Pilgern ein, der bis heute nicht nachgelassen hat.

Im Bann der Klugheit

Ich erinnerte mich an all die wunderbaren Geschichten von klugen und weisen Menschen, die mir meine Großmutter damals erzählt hatte. Von Helden und Mutigen, von Politikern und Widerstandskämpfern, von den Heiligen und von dem, der über allem stand – Gott. Und ich fragte mich: Wer war in meinem Leben der Kluge, der mir Ratschläge gab oder gar ein Vorbild war?

Mit diesen Gedanken wanderte ich durch die verträumten Gassen dieser Stadt. Dabei spürte ich, ich war nicht allein. Etwas in den Wirren meiner Gedanken verriet die Gegenwart einer Frau, die mich behutsam anzulächeln schien. Sie hörte meinen Überlegungen zu, abwartend, einfühlsam, wissend. Ihre Augen waren wach und klar, ihren Ohren entging kein Wort. Sehen konnte ich sie jedoch nicht, diese Frau – die Heilige von Kaufbeuren.

Wie faszinierend musste es gewesen sein, sie zu ihrer Zeit getroffen zu haben. Ich wünschte mir, ihr nur einmal begegnet zu sein, ihre Antworten auf meine Fragen zu hören, von der Macht ihrer Worte und ihrer Stimme gefangen zu sein. Wie intensiv war ihre Kraft, obwohl ich doch „nur“ auf ihren Spuren wandelte.

Ich war nicht der Einzige, der das tat. Ich traf auch andere, die ihr nahe sein wollten. Es tat gut, nicht alleine zu sein und doch auf sich selbst konzentriert sein zu können. Während ich weiter darüber nachdachte, wer für mein Leben der kluge Ratschlaggeber war, merkte ich, dass in mir ein Wunsch reifte. Ich selbst wollte für jemanden die kluge, einfühlsame Stütze im Leben sein. Ein verlässlicher Freund mit stets offenen Ohren und doch nie zu ängstlich, die ehrliche Meinung zu sagen. Wie glücklich und erfüllt so ein Geben machen musste, in der Gewissheit, für jemanden der ruhende Schutz zu sein.