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Roferweg, spätmittelalterliche Bergschmiede
Quelle: Montafon Tourismus GmbH, Autor: Montafon-Projekt der Goethe-Universität Frankfurt am Main / Texte: Prof. Dr. Rüdiger Krause und Mitarbeiter, Institut für Archäologie Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Beschreibung
Die erste Bergschmiede im Montanrevier des Montafons am Bartholomäberg
Aus dem mittelalterlichen Montanrevier im Montafon gab es bis jetzt keine Hinweise auf Bergschmieden. Bislang waren weder aus der archivalischen Überlieferung noch etwa aus Flurnamen Schmieden bekannt. Im Bergbau waren Schmiede jedoch unverzichtbare Handwerker, denn sie mussten täglich die verschlissenen Bergeisen der Bergleute ausbessern und erneuern, weshalb ihre Werkplätze üblicherweise bei den Bergwerken lagen. Aus historischen Quellen ist bekannt, dass ein Bergmann (Hauer) 15–20 Bergeisen am Tag verbrauchen konnte.
Im Zuge der montanarchäologischen Prospektionen und Ausgrabungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wurde 2008 am Bartholomäberg der erste Hinweis auf eine Bergschmiede im Montafon erbracht. Es handelte sich um eine kleine Schlackenhalde, die bei geophysikalischen Messungen entdeckt wurde. Der Komplex liegt am Roferweg unterhalb der Bergbauzone in der Knappagruaba am Bergknappenweg. Die 2010–2014 durchgeführten Ausgrabungen haben Teile einer Bergschmiede aufgedeckt.
Aber wie so oft bei archäologischen Ausgrabungen, gestalteten sich die Ergebnisse nach dem Aufdecken der Befunde anders als erwartet. Zwar konnten breite Mauern freigelegt und Kulturschichten aufgedeckt werden, diese verlaufen jedoch in den Berghang hinein und sind durch eine mehrere Meter mächtige Schüttung aus Taubgestein von mindestens zwei großen Bergbauhalden überdeckt. Von diesem Steinbau zeugen rund 1 m breite, trocken gesetzte Steinmauern, die rechtwinkelig zueinander verlaufen und vor allem nach Osten in den Hang hinein ziehen. Dort sind sie durch bis zu 3–4 m mächtige Haldenschüttungen jüngerer Bergbauaktivitäten überdeckt und konnten im Rahmen der Ausgrabungen nicht mehr weiter verfolgt werden. Deshalb wurde wohl auch kein Schmiedeplatz oder gar eine Esse gefunden, denn die eigentlichen Arbeitsbereiche des oder der Schmiede liegen weiter im Osten und sind durch die mächtige Halde unzugänglich und waren im Rahmen der Ausgrabungen nicht erreichbar.
Die mächtige Überdeckung aus Taubgestein machte es schließlich unmöglich, weitere Mauern und Strukturen der Schmiede, die sich tiefer im Hang befinden, freizulegen. Es muss daher festgehalten werden, dass es sich um einen wesentlich größeren Gebäudekomplex als angenommen handeln dürfte. Die zahlreichen runden Schmiedeschlacken, die zentnerschweren Abfall aus der Esse von Schmiedeplätzen darstellen, bezeugen eine umfangreiche und wohl auch lang andauernde Schmiedetätigkeit im späten Mittelalter, wie dies erste 14C-Radiokarbondatierungen aus dem 15./16. Jh. n. Chr. anzeigen.
Der bis 2014 erzielte Kenntnisstand erlaubt dennoch die Aussage, dass im späten Mittelalter im 15. Jh. n. Chr. ein offenbar größerer Gebäudekomplex aus Stein errichtet wurde.
Bei der Schmiede handelt sich um ein bedeutendes Kulturdenkmal der spätmittelalterlichen Bergbaugeschichte des Montafons. Im Museum Frühmesshaus Bartholomäberg ist daher das Lebensbild eines Schmieds mit seinen Werkzeugen am Amboss und der Esse mit den Blasebälgen für die Sauerstoffzufuhr in einer Schmiede nachgestellt.