Vilsalpseestraße 1, A-6675 Tannheim, Österreich
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Start- und Willkommensplatz Tannheim
Quelle: Allgäu GmbH Leitprodukte, Autor: Christa Fredlmeier
Beschreibung
Auch wenn Heinzen heutzutage nicht mehr das Landschaftsbild des Tannheimer Tals prägen, so sind sie doch fester Bestandteil seiner Geschichte. Die ursprüngliche Form der Heinzen, der Stamm und seine drei Schwingen, wurde zunächst vom Schwedenreiter verdrängt. Er besteht aus stärkeren Pfählen, die in den Boden getrieben wurden und zwischen denen Drahtseile gespannt wurden. Heute sieht man im Tannheimer Tal zumeist Heu- sowie Siloballen. Das Heimatmuseum in Tannheim/Kienzen gibt einen tiefen Einblick in den Alltag der Bauern des Tals.
Was Holz zu erzählen hat
Das Holz arbeitet noch – das hörte ich jedes Mal, wenn ich mir ein Möbelstück anschaffte. Oft stand ich dann zu Hause neben ihm und fragte mich, wo sich das Holz gerade veränderte. Jedenfalls war es kein schneller Prozess, den ich leicht beobachten konnte. Aber wenn ich mit der Hand über das Holz strich, so merkte ich doch schnell, dass jede Holzart, jeder Balken und jedes Stück eine andere Geschichte zu erzählen hatte.
Und so war es auch an diesem Ort. Es war eine lange Geschichte, die viele Jahrhunderte erlebt hatte. Sie erzählte von harter körperlicher Arbeit, von Wind und Wetter, von den Entbehrungen des Lebens in der rauen Bergwelt, die doch so viel zu geben hat, wenn man sich ihr anpasst. Es ist die Geschichte der Heinzen, im Volksmund auch „Huanze“ genannt: ein Trockengestell für Heu.
Ich blickte über die Wiesen des Tals und vor meinem inneren Auge sah ich die Heinzen, die eigentlich seit rund zehn Jahren hier nicht mehr stehen. Ein fester Stamm wurde in den Boden getrieben, bereit, Wind und Regen Widerstand zu leisten. Drei Schwingen waren an ihm befestigt, unten, in der Mitte und oben. Die untere und die obere Schwinge richtete der Bauer nach dem Wind aus. In diesem Tal war dies zumeist die Richtung West-Ost. Die mittlere Schwinge befand sich zu den anderen in einem Winkel von neunzig Grad.
Dann begann der Bauer das Gras des ersten Schnitts zu schichten, von unten nach oben, Schwinge für Schwinge, Heinze für Heinze. Eine harte Arbeit, besaß doch jeder Bauer einige tausend Heinzen, die selbst auch instand gehalten werden mussten. Aber es war die beste Methode, das Gras bei den Unwägbarkeiten des Wetters in den Bergen zu trocknen und die Qualität des Futters hoch zu halten.
Die Heinzen in diesem Tal hatten aber noch eine weitere Geschichte zu erzählen: Einst, im Dreißigjährigen Krieg, soll ein schwedisches Heer vom Aggenstein aus hinein ins Tal geblickt haben. Unendlich viele Heinzen standen beladen auf den Wiesen. Von oben und aus der Entfernung betrachtet, sahen sich die Schweden einem riesigen Heer gegenüber gestellt, weshalb sie sich schnell zurückzogen. Ich musste unwillkürlich lächeln und dachte mir, dass das Holz vielleicht einfach ein paar hundert Jahre braucht, um seine Geschichten an die Oberfläche zu bringen.