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Welschenmarterl
Quelle: Bad Birnbach, Autor: Andreas Hölldobler
Beschreibung
Steh still, du fremder Passant!
Hier haben zwei aus welschen Land
Sich geschossen um ihre Ehr!
So viel weiß man leider nicht mehr.
Mit Reisig deck ihre Gräber zu!
Dann gibt ihnen Gott die ewige Ruh!
Die Tat, von der das Marterl erzählt, muss während des Österreichischen Erbfolgekrieges 1740 geschehen sein. Das farbige Bild über der Inschrift zeigt dieses Geschehen im Bild. Im Hintergrund ist die Waldgegend des Hartforstes dargestellt, über der in einer weit ausladenden Baumkrone die Muttergottes erscheint. Vor diesem mächtigen Baume haben zwei Soldaten, der Kleidung nach von adeligem Geschlecht, soeben einen Zweikampf ausgetragen, der aber für beide tödlich endete. Die vorgestreckten Pistolen noch in der sinkenden Hand, fallen sie, tödlich getroffen, zu Boden. Ihre vornehme Kleidung besteht aus gelben Hosen, hohen Stiefeln, die bis über die Knie reichen und blauen Jacken mit gelben Tressen. Die zwei gesattelten Pferde hatten sie je rechts und links an einem Baume festgebunden.
Was mag diese zwei Edelleute zu diesem Pistolenduell aufgefordert haben? Mehr hierüber weiß eine Sage zu berichten: „Um ein Edelfräulein, das im Schloss zu Stubenberg wohnte, warben diese zwei adeligen Soldaten. Da sich das Edelfräulein für keinen entscheiden konnte, sollte durch ein Duell der beiden die Entscheidung fallen. Der Zweikampf wurde droben im Hartwald, wo heute das Marterl steht, ausgetragen: Leider aber endete das Pistolenduell für beide Männer tödlich.“
Nach alten Überlieferungen sollen die beiden Soldaten Tiroler oder italienische Kavaliere gewesen sein, denn die Inschrift unter dem Bild hatte in früherer Zeit folgenden Text: “Hier fielen zwei Tiroler Welschen im Duell“. Eine andere Geschichte spricht von zwei italienischen Kavalieren, die hier im Duell gefallen sind.
Beim Welschenmarterl ist es schon immer Brauch, dass Vorübergehende einen Reisigzweig niederlegen. Dieser Brauch könnte von einer anderen Deutung sprechen, in der von einem „Welschengrab“ die Rede ist. In früheren Zeiten war es Sitte, einen toten Körper nicht unbedeckt zu lassen, wenn die Körper nicht begraben werden konnten, deckte man sie wenigstens, wie in diesem Fall mit Reisig, zu. Dieser Brauch wurde bis in unsere Zeit beibehalten.